Ach, halt doch einfach die Fresse!

Mittwoch, 21. September 2011

Ach, halt doch einfach mal die Fresse: Stefanie Hertel

Nachdem ich den Wiener Wohnungsmarkt so vehement in mein neues Sortiment bei "Halt die Fresse" aufgenommen hatte, war ich kurz versucht zu Ikea zu fahren, um mir eine "Indira" zu kaufen!
Damit ich nicht so allein sein würde, hatte ich geplant auch noch meine Freunde Whiskey und Nikotin einzuladen. Vielleicht würde ich noch bisschen Airwick Dufterfrischer kaufen- im Falle ich bekäme menschlichen Besuch!


Leider konnte ich mich nicht zum Duschen aufraffen. Also wurde nix aus Ikea! Stattdessen beobachtete ich zwei Fliegen, die es auf der Tastatur von meinem Mac trieben! Ich schickte eine Nachricht an Aleks: "Zwei Fliegen treiben es gerade vehement auf meiner Tastatur! Findest du es schlimm, dass ich neidisch bin?"


Viel zu langsam kam ihre Antwort: "Na also bei denen hat das "Carpe Diem" auch ne andere Bedeutung! Ich finde es nicht schlimm, dass du neidisch bist! Aber falls es dir hilft: Stefanie Hertel hat sich von Stefan Mross getrennt!"


Nein! Sofort vergesse ich alle Probleme meines nichtigen Alttags! Stefanie Hertel, das Idol meiner Kindheit!  Nur um kurz in Rückschau zu gehen: Ich wollte immer sein wie Stefanie Hertel! Ich kannte jeden Song, jeden Move und jedes Kleid auswendig! Vor allem war ich immer so neidisch auf die hübschen Blumensträuße von den Opis und Omis! Neidischer sogar als auf den Koitus der Fliegen, den ich durch mein schnelles Tippen jetzt (nicht mutwillig) interrupten musste!


Ja, irgendwann wurde dann aber Steffis Nase zu groß für den Rest von ihrem Gesicht, ich erinnere mich! Eine Assymmetrie, die ich nicht zu übersehen vermochte! Letztendlich wohl die einzige Eigenschaft, die auf mich abfärbte (obwohl ich mich über das Gesangstalent deutlich mehr gefreut hätte). Aber es war nicht zu spät für Steffi und mich! Manchmal entdeckt man erst im Fortgeschrittenen Alter Gemeinsamkeiten:So allein im Single- Boot kommt man sich immer scheiße vor- jetzt hatte ich wenigstens prominente Gesellschaft!


Was war also passiert mit Steffis Stückerl von der heilen Welt?


Kann ich Ihnen sagen was passiert is- promt suchte ich den Sontext im Internet!




Für alle die, die dem Musikantenstadl im Kindheitsalter bedauerlicherweise nicht zum Opfer gefallen sind, hier eine kurze Zusammenfassung- wobei ich mich auf die aussagekräftigsten Zeilen beschränken will. Nämlich denen, die einfach grundlos erstunken und erlogen sind und denen ich die Schuld an Steffis Eheversagen gebe:


"Und wenn´s einmal nicht für ein Wunder reicht, reicht´s für ein kleines Bisserl Glück!"


Was ist wohl falsch an dem Satz? Richtig, "a kleines Bisserl Glück"! Gibts nämlich nicht, das kleine Bisschen Glück! Sowas nennt man dann nämlich nur ganz stumpf "Zufriedenheit". Und was mögen wir an diesem Wort wieder nicht? Seine statische Bedeutung! Wer aufhört zu streben, der ist tot! Und wenn man sich so zufrieden im Nest fühlt, es sich gemütlich macht, dann hat man eben keinen Grund mehr zu streben! Nein, keine Gefühlsexplosion bedingt durch Dopamin und Serotonin! Sondern einfach nur ein Aktivierungspotential, das in immerselben Bahnen monoton vor sich hindümpelt. Wahrscheinlich hatte Stefan einfach die Fresse voll davon, sich ein begeistertes Lächeln aus den Rippen zu leiern, wenn Steffi ihm nach vier mal wieder nen koffeinhaltigen Kaffee servierte! Welches Paar heisst schon so? Stefanie und Stefan? Kim und Kim? Roman und Romina? Fabian und Fabienne? Keins in der einschlägigen Herzschmerzliteratur (in den Rewe- 5,99- Regalen kenn ich mich leider nicht so aus, falls ich was übersehen habe bitte nicht böse sein).


Also- zurück zum Song. Steffis Apell an den emotionalen Stillstand:


"So a Stückerl heile Welt
hab' ich beim Himmel heut' bestellt.
Sonne und Regen
so a bisserl von jedem."


Was will sie uns denn damit sagen? Nicht in Extremen leben und schon bekommt man das kleine bisschen Glück? 
Oder hat sie sich neben dem LSD-beäugten auch noch mit Martin Semmelrogge eingelassen, damit sie so ein adäquates Mittelmaß an positiver männlicher Bestätigung findet? 
Nicht übrigens, dass ich Martin Semmelrogge als den Bösen und Mross als den Heile-Welt-Mann benennen will! Insgeheim glaube ich nämlich, dass Mross, der Wiener Wohnungsmarkt und Mario Barth Geschwister sind, Chucky die Mörderpuppen im Hasenkostüm! Nee, so verwegen is´die Steffi nicht! 


Steffi wollte also irgendwie harmonisches Mittelmaß (laut Martin Walser der Friedhof der Gefühle) und liefert uns gleichzeitig den Beweis dafür, dass Mittelmaß eben nicht sonderlich gut ist!(Insofern für das Scheitern der Beziehung weder Semmelrogge noch ihre Nase verantwortlich waren). 


Aber was denn jetzt, wenn Mittelmäßigkeit anscheinend auch nicht funktioniert? Ich befinde mich in einem Zustand absoluter Labilität! Wer immer wieder gesagt bekommt, man sei aufgrund temporärer Hysterien nur in geringen Dosen zu genießen, lässt sich nämlich leicht dazu hinreissen das Glück denen zuzuschreiben, die gefühlsmäßig eher so... auf den glatten Strassen gehen!  


Mein ohnehin erschüttertes Weltbild gerät noch mehr ins Wanken. Zumindest das, was der Musikantenstadl geprägt hat! Was tun in solchen Situationen, in denen man vom Glauben abfällt? 


Hier meine grundsätzlichen Optionen für so einen Fall: 


a) Man schließt sich einem Diktator und dessen radikalen Idealen an
b) Man kauft sich einen Plasma-TV mit Pay-TV und Dolby-Sourround-System


In meiner Nähe befindet sich aber zur Zeit kein Diktator und aufgrund akuter Immobilität meiner Person muss ich den Vorschlag verwerfen! Für die Dauerbeschallung mit Trash und der Isolation von der direkten sozialen Umwelt fehlt mir aber auch das Geld! 
Aleks schlägt mir vor, ich solle mich im Dom mit Weihwasser besprühen lassen, vielleicht würde das helfen! Dazu müsste ich ja aber aus dem Haus gehen( Sie erinnern sich an die Sache mit der Dusche und Indira?)! Scheiße, hätte ich das Geld für den Plasma, würden das die Frauen aus dem Pay-TV per Telefon erledigen! Seelenheil für 1,99 die Minute- wer konnte da nein sagen?!


Ab jetzt kreist Stefanie Hertel omnipräsent durch meine Hirnwindungen! Was könnte man ihr raten? Was sagen? 


"Gab es jemanden, der nach Stefanie dein Idol war?", schreibt Aleks und ich fange an, nachzudenken! Jaaaaa, da gab es Idole nach Steffi! Genau fünf an der Zahl! Eindeutig realistischer in ihrer Weltanschauung als die Volksmusikamazone! 


Also schicke ich Steff auf ihrer Fanbase ein Lied, das auch mich milder mit dem Hier und Jetzt stimmt. 


Die Backstreet Boys mit "Show me the meaning of being lonely" - was soll man schon sagen? Die hatten es einfach mehr drauf!


Als ich mir das Lied selbst anhören will komme ich versehentlich auf den Link vom Stückerl heile Welt. 
Glockenhell trällert sie mir da nochmal ihren institutionalisierten Frohmut entgegen: 


"Ich geb' dir so gern' was ich selber hab'
Freud' am Leben
jeden Tag."  

Würde sie es im Moment selbst hören, würde sie sich sicher auch denken

"Ach halt doch einfach mal die Fresse: Stefanie Hertel!"





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